Erstmals dokumentiert

Orang-Utan verwendete Pflanze zur Wundheilung

Wissenschaft
03.05.2024 09:37

Erstmals haben Forscher systematisch dokumentiert, dass ein Wildtier eine Pflanze medizinisch gegen Verletzungen nutzt. Evolutionsbiologen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz berichten im Fachjournal „Scientific Reports“, dass ein Sumatra-Orang-Utan eine Wunde im Gesicht aktiv mit einer Heilpflanze behandelt hat.

Das Männchen „Rakus“ habe einige Tage nach einer Verletzung, die es im Kampf mit einem Artgenossen erlitten hatte, Blätter einer Liane abgerissen, darauf herumgekaut und den Saft mehrere Minuten lang wiederholt auf die Gesichtswunde aufgetragen. „Als letzten Schritt bedeckte er die Wunde vollständig mit den zerkauten Blättern“, sagt Erstautorin Isabelle Laumer.

Liane wird von Menschen zur Malariabehandlung verwendet
Sie beobachtete das Verhalten am Forschungsstandort Suaq Balimbing, einem geschützten Regenwaldgebiet auf Sumatra, in dem etwa 150 vom Aussterben bedrohte Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii) leben. Die zur Heilung verwendete Liane (Fibraurea tinctoria) ist für ihre schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung bekannt und wird in der traditionellen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie etwa Malaria eingesetzt.

„Rakus“ (Bild) behandelte seine Wunde selbst - mit dem Saft einer Liane und viel Schlaf. (Bild: APA/AFP/SUAQ Foundation)
„Rakus“ (Bild) behandelte seine Wunde selbst - mit dem Saft einer Liane und viel Schlaf.

Die Autoren berichten außerdem, dass es bei dem Orang-Utan in den Folgetagen nicht zu einer Infektion kam. Die Wunde habe sich innerhalb von fünf Tagen geschlossen und sei binnen eines Monats vollständig verheilt. „Interessanterweise ruhte ,Rakus‘ auch mehr als sonst, als er verletzt war. Schlaf wirkt sich positiv auf die Wundheilung aus, da die Ausschüttung von Wachstumshormon, die Proteinsynthese und die Zellteilung im Schlaf gesteigert werden“, erklärt Laumer.

Der Orang-Utan ohne der bösen Wunde im Gesicht. (Bild: APA/AFP/SUAQ Foundation)
Der Orang-Utan ohne der bösen Wunde im Gesicht.

„Prozess nahm viel Zeit in Anspruch“
Das Verhalten von „Rakus“ schien demnach absichtlich zu sein, da er selektiv nur die Gesichtswunde und keine anderen Körperteile mit dem Pflanzensaft behandelte. „Das Verhalten wurde auch mehrmals wiederholt, nicht nur mit dem Pflanzensaft, sondern später auch mit festerem Pflanzenmaterial, bis die Wunde vollständig bedeckt war. Der gesamte Prozess hat viel Zeit in Anspruch genommen“, sagt Laumer.

Bisher war der Studie zufolge nur bekannt, dass Menschenaffen bestimmte Pflanzen zur Behandlung von Parasiteninfektionen zu sich nehmen und Pflanzenmaterial auf ihre Haut reiben, um Muskelkater zu behandeln. Kürzlich sei zudem in Gabun beobachtet worden, wie eine Schimpansengruppe Insekten auf Wunden auftrug.

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